Impotenz
Was ist Impotenz?
Unter Impotenz versteht man allgemein, dass Männer den Beischlaf nicht mehr befriedigend ausführen können. Es gibt verschiedene Formen der Impotenz.
Umgangssprachlich bezeichnet der Begriff meist Erektionsstörungen. Wenn diese mindestens sechs Monate anhalten, und wenn mindestens 70 Prozent der Versuche, einen Geschlechtsverkehr zu vollziehen, erfolglos bleiben, sprechen Mediziner von einem chronischen Krankheitsbild.
Es gibt keine genauen Angaben, wie häufig Impotenz auftritt, weil die Dunkelziffer sehr hoch ist. Experten schätzen, dass etwa zehn Prozent der bis 40-Jährigen und zwischen 30 und 50 Prozent der über 40-Jährigen betroffen sind. In den Richtlinien der European Association of Urology (EAU)* wird eine Studie erwähnt, in der die Häufigkeit von Impotenz bei 8.000 deutschen Männern untersucht wurde: Demnach hatten 19,2 Prozent aller befragten Männer eine Erektile Dysfunktion (Int J Impot Res. 2000 Dec;12(6):305-11). Therapiert werden nur etwa zehn Prozent.
Diagnose
Der Arzt wird Ihnen sehr persönliche Fragen stellen, unter anderem über Ihr Sexualleben. Diese Informationen sind wichtig, um sich ein Bild von der Erkrankung zu machen. Der Arzt wird sowohl mit Ihnen als auch mit Ihrem Partner sprechen. Manchmal ist es einfacher, diese Fragen schriftlich auf einem Fragebogen zu beantworten. Diese sind bei Urologen erhältlich, die auf die Behandlung der Erektilen Dysfunktion spezialisiert sind.
Einige Medikamente können Erektionsstörungen hervorrufen oder bestehende verschlimmern. Deshalb sollten sie dem Arzt alle Medikamente nennen, unabhängig davon, ob sie rezeptflichtig sind oder nicht.
Im nächsten Schritt gilt es zu klären, ob Störungen der Psyche (z.B. Stress, Depressionen), des Nervensystems, der Blutgefäße oder der Hormone zur Impotenz beitragen.
Dazu untersucht der Arzt den Penis und die Hoden Nach EAU-Empfehlungen* sollten alle Männer über 50 Jahren auch manuell über den Darm untersucht werden (digital rektale Untersuchung, DRU). Damit lassen sich Prostatavergrößerungen abschätzen, die ebenfalls Erektionsstörungen verursachen können.
Es folgen eine Blutdruck- und Pulsmessung sowie Blut- und Urinuntersuchungen, unter anderem eine Bestimmung des Hormonstatus. In besonderen Fällen werden auch die Nerven des Beckenbodens neurologisch untersucht.
Wichtig sind auch Ultraschall-Untersuchungen der Blutgefäße des Penis in Ruhe und - unter besonderen Umständen - auch nach der Injektion eines erektionsfördernden Medikaments. Nur falls ein operativer Eingriff zur Verbesserung der Durchblutung in Frage kommt, werden noch genauere Gefäßdarstellungen und Durchblutungsmessungen von den EAU-Richtlinien* empfohlen.
Mit Hilfe eines einfachen Gerätes kann man während der Nacht den Schwellungsgrad des Penis beurteilen (Tumeszenzmessung, NPTR-Messung). Lassen sich Erektionen während des Schlafes nachweisen, spricht dies dafür, dass der Erektionsmechanismus an sich immerhin funktioniert.
Breite Therapiepalette
Durch die heutigen Therapieoptionen ist es möglich, für jeden Patienten ein individuell angepasstes Behandlungsschema zu finden. Ihr Urologe wird Ihnen verschiedene Möglichkeiten mit Vor- und Nachteilen nennen.
Letztendlich hängt die Behandlungswahl von der Ursache des Problems und von Ihrer Einstellung gegenüber der Behandlungsform ab. Die Behandlichmöglichkeiten reichen von Medikamenten, Erektionshilfen (Vakuumpumpe) bis hin zu Gefäßoperationen oder der Implantation sogenannter Penisprothesen.
Dabei muss man sich im Klaren darüber sein, dass die meisten Behandlungsansätze nur die Erektionstörungen behandeln, nicht aber ihre Ursachen beseitigen. Deshalb empfehlen die europäischen Leitlinien*, zuallerst die Lebensgewohnheiten zu verbessern. Denn mittlerweile mehren sich die Hinweise, dass Rauchstopp, Gewichtsreduktion, körperliche Bewegung, Absenkung des Blutzuckerspiegels und Normalisierung von Blutdruck und Cholesterin nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern auch die Erektionsfähigkeit verbessern.
Unter den Medikamenten gelten aktuell die sogenannten PDE-5-Hemmer laut EAU* als Therapie der ersten Wahl. Sie blockieren das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5). Dadurch entspannt sich die Penismuskulatur, die Blutgefäße können sich besser erweitern und die Schwellkörper füllen sich mit Blut. Die Wirkung setzt nur ein, wenn "Mann" sexuell erregt ist. Die Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil unterscheiden sich hauptsächlich durch Wirkungseintritt und Wirkdauer.
Helfen PDE-5-Hemmer nicht oder dürfen sie nicht eingesetzt werden, gibt es nach den Leitlinien der EAU* die Möglichkeit auf Apomorphin auszuweichen. Mittel der zweiten Wahl sind zwar auch effektiv, müssen aber injiziert werden. Bekanntester Vertreter ist das Alprostadil, das entweder mit einer Nadel direkt in die Schwellkörper des Penis gespritzt wird oder als gesondertes Präparat ohne Nadel in die Harnröhrenöffnung an der Penisspitze gedrückt werden kann. Die Verabreichung direkt in die Schwellkörper ist wirksamer, aber auch nebenwirkungsreicher.